Man muss nicht weit fahren um zwei Welterbestätten, ein hochwertiges Landesmuseum und das erst im vergangenen Jahr neu eröffnete Christian-Schad-Museum zu entdecken – unsere Frühjahrsreise führt uns nach Hessen.
Freitag, 12. Mai
Um 8:00 Uhr machen wir uns in der Schlizstraße, Ecke Fasanenstraße, (7:30 Uhr GROSS Talheim) bei gewohnter Versorgung im Bus auf den Weg zur Grube Messel bei Darmstadt. Weltweit einmalig und erstes deutsches Weltnaturerbe seit 1995 ist sie ein wahres erdgeschichtliches Goldstück. Zu den berühmtesten fossilen Fundstücken zählen das Urpferdchen und die weltweit älteste komplett erhaltene Versteinerung eines Primaten. Nicht weniger interessant sind die erdgeschichtliche Entstehung der Grube sowie die wirtschaftliche Nutzung des Ölschiefers bis 1971. So schuf die vulkanische Entstehung eines Maar-Kraters im Zuge des einbrechenden Oberrheingrabens vor 47 Millionen Jahren die idealen Bedingungen für die hervorragend erhaltenen Fossilien, in der Summe mehrere hundert Arten. Bei unserer geowissenschaftlichen Führung gehen wir in einem einstündigen Spaziergang in die Grube (30 Höhenmeter) und bekommen anschließend das multimediale Besucherzentrum vorgestellt. Im dortigen Bistro nehmen wir unseren Mittagsimbiss zu uns.
Das Residenzschloss der Landgrafen von Hessen Darmstadt beherbergt heute das Hessische Landesmuseum Darmstadt mit seinen umfangreichen und qualitätvollen Sammlungen. Unsere Führungen stellen uns die Schwerpunkte des Hauses vor: Die Kunst des Mittelalters, die national bedeutende Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Franz von Stuck, die berühmte Iphigelie von Anselm Feuerbach, die große Prometheuslandschaft Arnold Böcklins) sowie die Malerei des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit mit Werken von Kirchner, Pechstein, Macke, Feininger, Beckmann und anderen. Genussvoll unterbrechen wollen wir unsere Führungen mit Kaffee und Kuchen im Museumsbistro.
Auch die Sonderausstellung Urknall der Kunst, in der Kopien von Felsenmalereien in den Dialog mit Werken von Joan Miro, Paul Klee, Pablo Picasso, Hans Arp und anderen treten und den Bogen zum wiedergeborenen Höhlenzeichner Joseph Beuys schlagen, lassen wir uns nicht entgehen. Bei der Führung durch das einmalige Raritätenkabinett mit den in mikroskopisch-detaillierter Genauigkeit überlieferten Fossilien der Grube Messel können wir nicht nur das Artenspektrum in seiner Schönheit erfassen sondern auch den quasi zur Momentaufnahme erstarrten Lebensraum. Gegen 17 Uhr beziehen wir unsere Zimmer im direkt neben dem Landesmuseum an der historischen Parkanlage Herrngarten gelegenen Welcome Hotel Darmstadt City Center und besuchen anschließend ein Restaurant zum gemeinsamen Abendessen.
Samstag, 13. Mai
Nach unserem reichhaltigen Frühstück bringt uns der Bus zur nahegelegenen Mathildenhöhe. Seine „Jugendstiljuwelen“ verdankt Darmstadt Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, einem Enkel von Queen Victoria. Er erkannte, wie sich Kunst, Design, Handwerk und Industrie gegenseitig stärken und gründete 1899 die Künstlerkolonie Darmstadt. Wenn man so will, schlummerte hier bereits der Bauhausgedanke. Im Rahmen von vier großen Ausstellungen zwischen 1901 und 1914 schufen die Künstler und Architekten ein einzigartiges Gesamtkunstwerk aus Gebäuden, Gartenanlagen und Skulpturen. Allein der Wiener Architekt Josef Maria Olbrich zeichnet sich für mehr als zehn Gebäude, Innenraumgestaltungen und Einrichtungsgegenstände verantwortlich. Mit dem Hochzeitsturm zur Vermählung des Großherzogs erhielt Darmstadt sein Wahrzeichen. Unsere Führungen zeigen uns dieses Gelände sowie die 1899 erbaute Russische Kapelle der mit dem Großherzog verwandten Zarenfamilie und endet im Museum Künstlerkolonie mit seinen Exponaten des Jugendstils.
Mittagessen werden wir dann bereits in Aschaffenburg im Gasthof Zum Fegerer in der schönen Altstadt.
Am 22. Juni 2022 titelt die SZ: Mit viereinhalbjähriger Verspätung hat das Christian-Schad-Museum in Aschaffenburg eröffnet. Der Protagonist der Neuen Sachlichkeit wird auf drei Etagen mit einer sehenswerten Gesamtschau gewürdigt, die manche Überraschung bietet. Und weiter heißt es dort: “Es gibt viele Museen, die einen Schad zu bieten haben”, sagt Museumsdirektor Thomas Schauerte und zählt jede Menge berühmter Häuser in München, Madrid, New York oder Berlin auf. “Aber eben nur einen. Den Werksquerschnitt kann nur unser Haus bieten.” Freuen Sie Sich mit uns, Christian Schad (1894-1982) durch sein Werk kennen zu lernen.
Nicht auslassen können wir als Museumsfreunde das angrenzende Stiftsmuseum mit seinen Cranachs. Hier wird uns neben drei anderen Werken Lucas Cranachs und seiner Werkstatt der Magdalenenaltar (um 1525) mit seinen lebensgroßen Darstellungen der Heiligen und der grandiosen Mitteltafel mit der Auferstehung Christi vorgestellt. Ob wir Gelegenheit finden, das denkmalgerecht sanierte Kirchnerhaus zu besuchen – Ernst Ludwig Kirchner wurde am 6. Mai in Aschaffenburg geboren – ist bisher offen. Gegen 20:30 Uhr wollen wir zurück in Heilbronn sein.
Wir freuen uns, Sie auf dieser Reise begleiten zu dürfen und neue Mitglieder kennen zu lernen,
Ihre Susanne Villinger und Karl-Heinz Kimmerle
Bildquellen:
1 Fossil Eurohippus mit Fötus, ausgestorbene Gattung der Unpaarhufer und ein früher Verwandter der heutigen Pferde, Quelle: wikipedia (Jens Lorenz Franzen, Christine Aurich, Jörg Habersetzer)
2 https://www.hlmd.de/fileadmin/processed/f/1/csm2JoanMiroLesAgulles del_Pastor_1973_c_van_Ham_56684cc37d.jpg
3 https://www.lokalmatador.de/fileadmin/_processed_/2/a/csm_Kunstmuseen-Mathildenhoehe-Darmstadt_4_a9e9a0e269.jpg
4 https://www.wikiwand.com/de/Sehenswürdigkeiten_in_Darmstadt#Media/Datei:Darmstadt_Mathildenhöhe.jpg
5 https://www.museen-aschaffenburg.de/museen/img/Themen/w345/CSM_Mexikanerin_FotoAlfen_Detail.jpg